Profitmacherei und Big Pharma: Wie der Kapitalismus die Gesundheit bedroht

Globale Pandemien werden immer häufiger und unsere Fähigkeit damit umzugehen wird untergraben. Dies liegt an der Profitgier im privaten Sektor, rücksichtslosen Produktionsmethoden, Umweltzerstörung und Investitionsmangel in medizinischer Forschung.


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Der Kapitalismus hat diesen unsichtbaren und tödlichen Feind nicht nur hervorgerufen – er ist das grösste Hindernis in unserem Kampf dagegen. Während COVID-19 die Regierungen weltweit überrascht hat, war es ein Unfall, der irgendwann geschehen musste. So wie das wirtschaftliche und soziale Chaos, das die Pandemie hervorgerufen hat, in der letzten Zeit vorbereitet wurde, hat der Kapitalismus längst die Grundlage für eine Katastrophe dieses Ausmaßes im Bereich der öffentlichen Gesundheit gelegt.

«Wollen Sie eine Impfung? Zeigen Sie mir das Geld»

Verfechter des Kapitalismus propagieren die Überlegenheit des freien Marktsystems gegenüber der Wirtschaftsplanung. Aber die pharmazeutische Produktion sowie Forschung  & Entwicklung werden durch Marktkräfte extrem behindert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten gab es mehrere internationale virale Ausbrüche, welche tausende von Leben gefordert haben (Sars-CoV-1, Mers, Zika, Ebola etc.). Bis jetzt wurde gegen diese Krankheiten nur eine Impfung auf den Markt gebracht – gegen Ebola.[1]

Coronaviren sind nicht eine unbekannte Bedrohung. SARS ist teil der Coronavirus-Familie. Die US-Regierung hat in den vergangenen 20 Jahren umgerechnet über CHF 600 Millionen für Coronavirus-Forschung ausgegeben.[2] Die Wissenschaftler hinken jedoch hinterher. Jason Schwartz, Professor an der Yale School of Public Health, sagte gegenüber dem Atlantic anfang Monat: «Hätten wir das Forschungsprogramm zur Suche einer SARS-Impfung nicht stillgelegt [im Jahr 2004], hätten wir schon viel grundlegende Erkenntnisse, die wir auf dieses eng verwandte Virus anwenden könnten.»[3] Das Modell der profitorientierten, medizinischen Forschung und Entwicklung, das auf hohen Kosten und hohen Gewinnen basiert, passt nicht gut zu aktiven Pandemien. Denn der Markt kühlt sofort ab, wenn die Krise ausläuft, was bedeutet, dass die Mittel abgezogen und die Forschung zu den Akten gelegt wird.[4]

Vor Kurzem wurde angekündigt, dass das Nationale Institut für Allergie und Infektionskrankheiten der USA (NIAID) den ersten Kandidaten für eine Impfung gegen COVID-19 erhalten hat.[5] Die Impfung wurde vom NIAID in Zusammenarbeit mit der Firma namens Moderna, auf der Grundlage von Forschungsarbeiten verschiedener Universitäten in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Australien hergestellt.[6] Das Genehmigungsverfahren wird zügig vorangetrieben, so dass die Versuche bereits im nächsten Monat beginnen könnten.[7] Aber es wird mindestens ein Jahr dauern, bis ein solcher Impfstoff in Massenproduktion hergestellt werden kann. Bis dahin könnte die Pandemie bereits ausgebrannt sein – potenziell auf Kosten von Millionen von Menschenleben. Und selbst dann würde die NIAID ein anderes großes Pharmaunternehmen benötigen, um die Aufgabe der Herstellung des Impfstoffs zu übernehmen. Denn die Top-Pharmaunternehmen, wie Pfizer, Novartis etc., den Großteil der Grundstoffe kontrollieren und sich Patente auf das Herstellungsverfahren für Impfstoffe gesichert haben.[8] Bis dahin zeigen diese pharmazeutischen Abzocker wenig Interesse. Dies, obwohl US Gesundheits- und Arbeitsminister Alex Azar versichert hat, dass private Hersteller «angemessene» Preise für ihr Produkt verlangen könnten. «Wir sind auf Investitionen des privaten Sektors angewiesen», sagte er, «Preiskontrollen werden uns dabei nicht helfen.»[9] Für Millionen von Menschen könnte dieser Impfstoff lebensrettend sein – aber die Kapitalisten wollen nicht investieren, wenn keine Profite zu machen sind. Die Marktwirtschaft überlässt die Menschheit ihrem Schicksal.

Die Mehrheit der pharmazeutischen Forschung & Entwicklungs-Finanzierung kommt aus dem privaten Sektor, auf den 67 Prozent der insgesamt 194,2 Milliarden Dollar entfielen, die in den USA im Jahr 2018 in das Gesundheitswesen investiert wurden, verglichen mit 22 Prozent von Bundesbehörden und 8 Prozent von akademischen sowie Forschungsinstituten.[10] Pharmazeutische Konzerne nutzen die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten als Rechtfertigung für die Preiserhöhungvon älteren und generischen Medikamenten. Das geht bis zu einem Punkt, an dem lebenswichtige Medikamente wie Insulin in den USA $25 bis $100 pro Pack kosten.[11] Im Jahr 2015 hat der Präsident von Tuing Pharmaceuticals, Martin Shkreli, einen Skandal ausgelöst, indem er die Kosten für Daraprim (ein Medikament, das bei der Behandlung von AIDS-bezogenen Erkrankungen eingesetzt wird) von $13.50 auf $750 pro Pille erhöhte.[12] Trotz der Rechtfertigung, dass solche Einnahmen wieder in die Entwicklung von Medikamenten investiert werden, wird die überwiegende Mehrheit der neuen Medikamente durch staatlich finanzierte oder subventionierte Forschung hergestellt: einschließlich des neuen Impfstoff-Kandidaten für COVID-19.[13] Anstatt medizinische Forschung und Innovation zu fördern, verwenden private Pharmakonzerne ihre finanzielle Stärke, um Patente auf Medikamente anzuhäufen, welche mit staatlichen Geldern hergestellt wurden, und um Derivate von existierenden Medikamenten zu überhöhten Preisen zu verkaufen.[14] Durch diese Praktiken (und durch die Liberalisierung des Antimonopolgesetzes in den 1990er Jahren), wurde die Pharmaindustrie um die Jahrtausendwende zur weltweit am schnellsten wachsenden und profitabelsten Industrie. Sie hat allein im Jahr 2018 $1,2 Billionen eingebracht.[15]

Bei so viel einfachem Geldfluss haben die privaten Pharmakonzerne wenig Interesse daran, aus Eigeninitiative neue Impfstoffe zu produzieren – insbesondere für aktive Epidemien. Der Wirkungsmechanismus, nach dem Viren leben und sich vermehren, ist von der Wissenschaft nur unzureichend verstanden. Krankheiten wie das Coronavirus mutieren zudem sehr schnell zu neuen Stämmen. Die Impfstoffentwicklung ist ein schwieriger, teurer und zeitaufwändiger Prozess, bei dem eine Rendite nie garantiert ist. Trevor Jones, der Direktor des Verbandes der britischen Pharmaindustrie, hat behauptet, dass es $500 Millionen kostet, ein neues Medikament zu erforschen und zu entwickeln, und dass Pharmakonzerne erwarten, dass die Investitionen während der ersten drei bis fünf Jahren Verkaufszeit zurück verdient werden.[16] Der letzte «Blockbuster-Impfstoff», der in der Privatwirtschaft produziert wurde, war Gardasil von Merck zur Verwendung gegen HPV, der nach 20 Jahren Entwicklungszeit im Jahr 2006 herausgegeben wurde.[17] Forbes hat vor kurzem über die «Innovationskrise» in der Pharmaindustrie berichtet, wobei der Hauptwiderspruch im Herzen dieses Sektors skizziert wurde: die Profite steigen, aber die Anzahl neuer Medikamente und Impfstoffe sinkt:

«Mangelnde Produktivität scheint ein seltsames Problem in einer Industrie zu sein, die mehr Geld generiert, als sie einsetzen kann, eine unbegrenzte Nachfrage hat und eine monopolistische Preismacht ausübt. Aber Pharma ist kein ’normales‘ Geschäft. Jedes neue Medikament, jede klinische Studie ist ein Experiment. Die Entwicklung ist von Natur aus unvorhersehbar, was sich in einer Erfolgsquote von 2% widerspiegelt… [Eine] Überprüfung der Daten über die Veränderungen des Wertes von Arzneimitteln und der Einnahmen der Industrie zwischen 1995 und 2014 ergab nicht den vorhergesagten Rückgang. Das Produktivitätsproblem ergibt sich nicht aus der Beschränkung der Möglichkeiten [sondern] aus den steigenden Kosten».[18]

Kurz gesagt, die Entwicklung neuer Medikamente stellt ein zu hohes Risiko und nicht genügend gesicherten Gewinn dar. Dies bedeutet, dass die Pharmakonzerne ihre Ressourcen in lukrativere Bereiche investieren und sehr gut abschneiden. Zur gleichen Zeit verwenden private Pharmakonzerne, einschließlich dem Staat ihre oligarchische Macht, um die Entwicklung und Herstellung neuer Medikamente durch andere zu verhindern. Das Ergebnis ist, dass während die Kapitalisten immer noch ihr Geld verdienen, der Markt uns für Krisen wie den Ausbruch von COVID-19 schlecht gerüstet hinterlassen hat.

Widersprüche und Krisen

Angesichts der schleppenden Entwicklung im privaten Sektor wurden viele Versuche unternommen, die staatliche medizinische Forschung & Entwicklung aufzubauen. Obwohl die staatliche Forschung in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern in den letzten Jahren mehr Mittel erhalten hat, verfügt sie beispielsweise in den USA immer noch nur über etwa 5 Prozent der Gesamtausgaben des Staats. Die Militärausgaben hingegen nehmen 54 Prozent ein.[19]

Das letzte Mal als die US-Regierung ein nationales Impfprogramm genehmigt hat, war für die Schweinegrippe – das war 1976. Vier Pharmakonzerne – Merck’s Sharp & Dohme, Merrell, Wyeth und Parke-Davis – weigerten sich, die 100 Millionen Einheiten des von ihnen hergestellten Impfstoffs an die Regierung zu verkaufen, bis sie eine volle Haftungsbefreiung und einen garantierten Gewinn erhielten.[20] Und kurz vor dem Ausbruch von COVID-19, hat die Koalition für Innovationen in der Epidemievorsorge (KIEV) mit Unterstützung von Ländern wie Japan, Deutschland, Kanada[21]. $750 Milliarden aufgebracht, um die Entwicklung von Impfstoffen zur Behandlung neuer Epidemien zu beschleunigen. Doch private Pharmakonzerne im wissenschaftlichen Beratungsgremium des KIEV (darunter Johnson & Johnson, Pfizer und Takeda) zwangen die Koalition zum Rückzug aufgrund des Prinzips, dass «alle Länder gleichen und erschwinglichen Zugang zu den vom KIEV finanzierten Impfstoffen haben» sollen.[22] Dies stellte sicher, dass die Kapitalisten immer noch in der Lage sein würden, mit jedem Impfstoff, der über diesen Fonds entwickelt wird, auf jedem ausländischen Markt einen gesunden Gewinn zu erzielen. Dies zeigt, dass die immense Macht der pharmazeutischen Oligarchie dazu führt, dass sie die Regierungsorgane ihrem Willen unterwerfen kann – der Staat diktiert nicht dem Kapital, sondern umgekehrt.

Die beiden größten Fesseln für die Entwicklung der kapitalistischen Gesellschaft im Allgemeinen sind der Nationalstaat und das Privateigentum. Das sind gleichzeitig zwei der größten Hindernisse für den Fortschritt auf dem Gebiet der medizinischen Forschung. Die Zunahme protektionistischer Tendenzen weltweit wirkt sich auch auf den Arzneimittelmarkt aus, wobei die Nationen die Ergebnisse ihrer neuesten pharmazeutischen Forschung – sowohl staatlich als auch privat – neiderfüllt verbergen. Während der COVID-19-Krise haben sich diese Tendenzen beschleunigt. Führende Persönlichkeiten der Welt versammeln sich hinter ihren Grenzen und weigern sich, wesentliche Ressourcen zur Bekämpfung der Pandemie zu teilen. Der serbische Präsident hat vor kurzem das «Märchen» der europäischen Solidarität angeprangert, da die EU-Gesetze den Austausch von Ärzten und zentralen medizinischen Gütern in Nicht-Schengen-Länder verhindern. Dann kündigte er an, dass Serbiens eigene Grenzen für «Ausländer» geschlossen seien.[23] Die Solidarität bricht währenddessen auch im Schengen-Raum zusammen. Deutschland verbot anfänglich den Export von dringend benötigten Gesichtsmasken in Länder wie Italien.[24] 21 der 26 Schengen-Staaten haben inzwischen ihre Grenzen geschlossen und stellen damit eine existenzielle Bedrohung für die EU dar. Dieser Wahnsinn ist das Produkt eines verkrusteten Systems, das genau dann in Streitigkeiten versunken ist, wenn die Einheit am nötigsten wäre. Viren kennen keine Grenzen, und der Mangel an internationaler Koordination behindert unsere Fähigkeit, auf Pandemien zu reagieren, erheblich.

Kürzlich haben Studierende an der Universität Sheffield ganze Genome des Coronavirus von britischen Patienten sequenziert und sind bereit, ihre Forschungsarbeit zu veröffentlichen.[25] Dies ist eine bemerkenswerte Errungenschaft, die aus der staatlich subventionierten akademischen Forschung hervorgegangen ist. Allerdings könnte es jetzt zu einem Wettlauf verschiedener Regierungen kommen, um die Entwicklung eines Impfstoffs auf der Grundlage dieser Forschung, mit dem Ziel, sich Exklusivrechte zu sichern. Der Erste, der das versuchte, war der US-Präsident Donald Trump, der seiner «America First»-Maxime folgte und dem deutschen biopharmazeutischen Unternehmen CureVac «große Summen» für Exklusivrechte an einem COVID-19-Impfstoff und antiviralen Mitteln anbot.[26] Die deutsche Regierung ist diesem Schritt offenbar mit einem Angebot entgegengekommen. Ein solcher Wettstreit würde Millionen von Menschen dazu zwingen, Impfstoffe zu den vom Gewinner festgelegten Preisen zu kaufen.

Im Rahmen einer geplanten Weltwirtschaft könnten alle Ressourcen des Planeten gebündelt werden, um eine wirksame Behandlung und einen Impfstoff gegen COVID-19 zu entwickeln. Aber die gegensätzlichen Interessen der kapitalistischen Nationen verhindern dies. Versuche, diese Gegensätze auf kapitalistischer Basis zu überwinden, waren bisher wenig erfolgreich. So betreibt die WHO beispielsweise das Rahmenwerk zur Vorbereitung auf eine Grippepandemie (PIP), das den Austausch medizinischer Forschung zwischen den Nationen erleichtert. Aufgrund des Drucks von Industrie und Regierungen gilt es jedoch nur für die Grippe, nicht für jede andere Infektionskrankheit mit pandemischem Potenzial.[27] Tatsächlich ist die WHO selbst ein Schatten ihrer hohen Ziele. Ihre Mittel wurden von der Trump-Regierung halbiert, es gibt zahlreiche Gerüchte über Korruption, und die Weltbank hat sie als weltweit größter Geldgeber für die öffentliche Gesundheit verdrängt.[28] Ähnliche Einrichtungen wie die Centres of Disease Control and Prevention (CDC) haben in den letzten Jahren ebenfalls eine Kürzung ihrer Budgets erlebt: Opfer der protektionistischen Tendenz auf den Weltmärkten.[29]

Darüber hinaus betrachten private medizinische Unternehmen ihre Produkte (unabhängig davon, ob sie diese tatsächlich entwickelt oder nur die Patente gekauft haben) als ihr Privatbesitz: wertvoll nur wegen ihres Marktpotenzials, nicht wegen ihrer Fähigkeit, Menschen zu heilen. Kürzlich drohte ein Privatunternehmen zwei Freiwilligen, die 3D-Druckventile für den Einsatz in Beatmungsgeräten herstellen und für 1 Dollar (statt gegen einen typischen Marktpreis von $11’000) verkauften, mit einer Anklage gedroht.[30] Diese Art von Reaktion wird auf dem internationalen Pharmamarkt wiederholt. So garantiert beispielsweise das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte am geistigen Eigentum (TRIPS) von 1994 allen Unternehmen, auch Pharmakonzernen, den Schutz des geistigen Eigentums, wenn sie ihre Produkte in einem beliebigen WTO-Land verkaufen. Dies erweist sich als problematisch in ärmeren Ländern, in denen grundlegende Medikamente das geistige Eigentum privater Unternehmen sind, deren exorbitante Preise für diese Märkte zu hoch sind und die sich gegen Versuche wehren, billigere Derivate im Inland zu produzieren. Als Reaktion auf dieses Problem wurde 2001 (auf Initiative der WHO) in der Erklärung von Doha über TRIPS und öffentliche Gesundheit – die von allen WTO-Mitgliedsstaaten angenommen wurde – bekräftigt, dass die öffentliche Gesundheit stets Vorrang vor der Durchsetzung der Rechte am geistigen Eigentum haben sollte. Doch Oxfam erklärte 2019: «Reiche Länder und Pharmaunternehmen haben die Erklärung von Doha ignoriert und eine aggressive Agenda verfolgt, um die Entwicklungsländer durch Freihandelsabkommen und einseitigen Druck einem noch strengeren Schutz des geistigen Eigentums zu unterwerfen».[31] Kurz gesagt: Die privaten Eigentumsrechte der Kapitalisten übertrumpfen nach wie vor die menschlichen Bedürfnisse.

In einer kürzlich abgegebenen Erklärung der britischen Regierung wurde versehentlich das Versagen des so genannten freien Marktes bei der Linderung dieser Pandemie aufgedeckt. Die Tory-Administration hat den Parallelexport von 80 Medikamenten (darunter Aluvia, Adrenalin und Morphium) verboten, was auf Spekulationen privater Unternehmen zurückzuführen ist, die versuchten, die Medikamente billig in Großbritannien zu kaufen, sie dann zu horten und zu einem überhöhten Preis ins Ausland zu verkaufen. Dies wurde nicht verboten, weil es ethisch nicht akzeptabel ist, sondern weil die Regierung befürchtete, es würde «die Versorgungsprobleme verschärfen».[32] Es hat sich auch herausgestellt, dass die US-Firma Rising Pharmaceuticals den Preis für Chloroquin (ein Malariamittel, das als Gegenmittel gegen COVID-19 getestet wird) am 23. Januar erhöhte, genau zu dem Zeitpunkt, als das Ausmaß des Ausbruchs in China deutlich wurde. Der Medikamentenpreis stieg um 97,86 Prozent auf 7,66 Dollar pro 250mg-Pille und 19,88 Dollar pro 500mg-Pille. Es ist klar, dass Rising das Leiden von Millionen von Menschen ausnutzen wollte, um einen Gewinn zu erzielen.[33] Es wird nicht das letzte Mal sein, dass ein Unternehmen versucht, einen schnellen Gewinn aus der Coronavirus-Pandemie zu ziehen.

Im Gegensatz dazu steht Kubas Produktion und Vertrieb von Interferon alfa 2b: 1986 von der staatlichen BioCubaFarma in Zusammenarbeit mit China entwickelt. Dieses Medikament, das helfen kann, einige der Symptome des Coronavirus zu stoppen, wurde bereits an 1.500 Coronavirus-Patienten in China mit positiven Ergebnissen getestet. Kuba hat Interferon in grossen Mengen in stark betroffene Länder wie Italien verschickt. Außerdem wurden Teams kubanischer Ärzte in Dutzende von Ländern geschickt, um bei der Bekämpfung von Ausbrüchen zu helfen.[34] Es ist ein klarer Beweis für die Überlegenheit einer Planwirtschaft, dass eine kleine Karibikinsel eine wirksame Behandlung für eine Krankheit hervorbringen kann, die sich den besten Bemühungen der mächtigsten kapitalistischen Länder der Erde widersetzt, und medizinische Ressourcen frei an die Bedürftigen schicken kann. Ähnlich verhält es sich mit der Tatsache, dass gewinnorientierte Pharmaunternehmen die Forschung zu komplexen Krankheiten wie der Alzheimer-Krankheit aufgrund mangelnder Erträge eingestellt haben, während die staatliche medizinische Forschung in Kuba einige aufregende Durchbrüche sowohl gegen Alzheimer als auch gegen HIV hervorgebracht hat.[35] Es liegt auf der Hand, dass die von den USA gegen Kuba verhängten Handelsembargos ein Hindernis dafür sein werden, dass diese potenziell lebensrettenden Behandlungen die Menschen erreichen, die sie benötigen, und dass es Konsequenzen für alle US-Handelspartner geben wird, die sie akzeptieren.

Die Schwächen des kapitalistischen Systems haben dazu geführt, dass die medizinische Forschung und Entwicklung von Impfstoffen für schwere, lebensbedrohliche Krankheiten seit den 1960er Jahren im Grunde stagniert. Die Menschheit ist zunehmend anfällig für globale Epidemien (eine genauere Erklärung folgt weiter unten im Text), und unsere Waffen, um ihnen zu widerstehen, sind veraltet. Die Pharmaindustrie privatisiert die Gewinne dieses wichtigen Sektors und sozialisiert die Risiken. Und die kapitalistischen Regierungen erleichtern es ihnen. Ein Forscher für Infektionskrankheiten, der kürzlich in der New York Times interviewt wurde, meinte dazu: «Was ist für die Pharmaunternehmen wichtiger? Geschäftsgeheimnisse zu wahren und das Ergebnis zu verbessern oder eine führende Rolle bei der Eindämmung des COVID-19-Ausbruchs zu übernehmen?»[36] Die Antwort ist sonnenklar. Eine Krise wie die gegenwärtige Pandemie bietet das beste Argument dafür, diese unproduktiven Parasiten unter demokratische Kontrolle zu stellen, damit ihre immensen Ressourcen sinnvoll genutzt werden können.

Die Ärmsten leiden am meisten

Erst kürzlich hat COVID-19 die weniger entwickelten Länder getroffen. Die ersten bestätigten Fälle wurden kürzlich aus Somalia und Tansania gemeldet.[37] Ein weiterer wurde im Gaza-Streifen entdeckt.[38] Das Virus wird sich unweigerlich ausbreiten, und wenn es sich ausbreitet, werden die Ergebnisse katastrophal sein. Wie kann ein Land wie Somalia – das kaum eine funktionierende Regierung hat und dessen Wohnverhältnisse und sanitäre Einrichtungen in einem miserablen Zustand sind – social distancing umsetzen oder entgangene Löhne subventionieren? Wie wird die medizinische Infrastruktur mit Tausenden von infizierten Patienten zurechtkommen? Und was passiert, wenn sich neben diesen armen Ländern auch die Tausenden von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten, die in Zelten in europäischen Flüchtlingslagern leben, infizieren? Die Antwort liegt auf der Hand. Es wird keine Eindämmung geben, es wird keine konzertierte medizinische Reaktion geben. Die Menschen werden sich selbst überlassen bleiben. Dieser Zustand ist nur selbstverständlich, wenn es um die Prävention von Krankheiten in unterentwickelten Ländern geht.

Weniger als 10 Prozent der öffentlichen Ausgaben für die globale Gesundheitsforschung werden für Krankheiten aufgewendet, von denen die ärmsten 90 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind.[39] Tödliche Krankheiten wie HIV/AIDS und Tuberkulose gedeihen in armen Ländern. Vernachlässigte Tropenkrankheiten töten jedes Jahr 500’000 Menschen in den Entwicklungsländern.[40] Und wenn die privaten Arzneimittelfirmen nur geringe finanzielle Anreize für die Entwicklung von Medikamenten für die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder sehen, sehen sie in den ärmsten Ländern überhaupt keine. Dr. Harvey Bale Jr., der Leiter des Internationalen Verbandes der Arzneimittelhersteller, behauptete, dass es «keinen Marktplatz in der armen Welt gibt, von dem die Rede sein könnte».[41] Dr. Bernard Pécoul von Ärzte ohne Grenzen fügte hinzu, dass das Streben nach Profiten «den Fokus auf 300 bis 400 Millionen Menschen in den reichen Ländern lenkt».[42] Dies ist ein sehr deutliches Beispiel dafür, dass die Produktion für den Gewinn grob mit der Notwendigkeit in Konflikt steht.

So wurde beispielsweise Ende der 90er Jahre das Genom für Tuberkulose entschlüsselt. Tuberkulose verursacht in den ärmsten Teilen der Welt schreckliches Leid. Obwohl die WHO 1998 einen Gipfel organisierte, um die Unterstützung führender Pharmaunternehmen für die Entwicklung eines Impfstoffs und von Behandlungsmethoden zu gewinnen, war keines dieser Unternehmen bereit, sich auf ein Projekt festzulegen, dass Gewinne von weniger als 350 Millionen Dollar pro Jahr oder über fünf Jahre oder mehr einbringen würde. Das hätte z.B. im subsaharischen Afrika, das damals weniger als 10 USD pro Bürger und Jahr für die gesamte Gesundheitsversorgung ausgab, Gesamtkosten von 11 USD pro Pille und Patient erfordert. Kurz gesagt, die private Pharmaindustrie weigerte sich, ihre Mittel für die Linderung des Leidens der armen Nationen einzusetzen, es sei denn, sie schafften das Unmögliche. Das Projekt wurde aufgegeben. Und abgesehen von fehlenden Investitionen in Forschung und Entwicklung haben viele private Firmen die Produktion bestehender, wichtiger Medikamente für die Entwicklungsländer aufgegeben. Unter den eingestellten Medikamenten finden sich fünf Behandlungen gegen die Afrikanische Schlafkrankheit, Aminosidin gegen die parasitäre Krankheit Leishmaniose und sogar den Polio-Impfstoff.[43] Weit davon entfernt, die menschliche Gesellschaft im Kampf gegen Krankheiten voranzubringen, treibt uns der Kapitalismus rückwärts.

Internationale Organisationen wie die WHO und die G8 haben versucht, Anreize für Investitionen des privaten Sektors in der armen Welt zu schaffen. Und zwar durch Subventionen wie die Advanced Market Commitments (AMC), durch die sich die fortgeschrittenen kapitalistischen Länder bereit erklären, einen Teil der Kosten für die Versorgung mit erschwinglichen Impfstoffen dort zu übernehmen, wo sie am meisten gebraucht werden.[44] Alternativ bietet die US Food and Drug Administration Unternehmen, die wirksame Medikamente für vernachlässigte Krankheiten entwickeln, Gutscheine an, die für eine schnelle Überprüfung jedes zukünftigen Produkts eingetauscht werden können.[45] Aber all diese Belohnungen sind gescheitert, entweder weil sie nicht genügend Anreiz bieten oder weil die Pharmakonzerne Wege gefunden haben, das System zu manipulieren und sich noch weiter zu bereichern. Durch die Anwendung des oben erwähnten Gutscheins auf das Malaria-Medikament Coartem beispielsweise, erzielte Novartis einen zusätzlichen Gewinn von $321 Millionen allein für die Registrierung ihres Produkts bei der US-FDA, obwohl das Medikament bereits anderswo weit verbreitet ist.[46]

Der einzige Wert, den private Pharmakonzerne in den Entwicklungsländern sehen, ist ein Testlabor, um ihre klinischen Studien, die die grössten Kosten der Arzneimittelentwicklung darstellen, auszulagern.[47] Diese Kosten können durch die Ausnutzung von Testpersonen an Orten wie Indien, wo klinische Studien einen blühenden Markt geschaffen haben, erheblich reduziert werden. Besser noch, diese Firmen können oft unangenehme Bürokratie wie ethische Standards und informierte Zustimmung vermeiden, indem sie diese Operationen in Länder verlagern, in denen die Vorschriften lockerer sind. So machen sie aus verzweifelten Menschen Laborratten.[48]

Einige ärmere Länder haben versucht, die steigenden Arzneimittelkosten durch Investitionen in ihre eigene Arzneimittelherstellung und Vertriebskanäle auszugleichen, was zu einer Vertiefung ihrer Auslandsverschuldung führte. Diese Bemühungen wurden jedoch vom Verband der pharmazeutischen Hersteller IFPMA (die Organisation der Bosse der Pharmabranche) vereitelt, der dies als «Verletzung ihrer Rechte auf dem freien Markt» empfindet.[49] Von 2008 bis 2018 hat eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe für öffentliche Gesundheit, Innovation und geistige Eigentumsrechte (IGWG) versucht, sich mit den Forderungen der Entwicklungsländer nach einem globalen System der Forschung und Entwicklung auseinanderzusetzen, das ihren Bedürfnissen besser entspricht. Aber ihre Empfehlungen wurden sowohl von den imperialistischen Ländern als auch von der privaten Pharmaindustrie völlig ignoriert. Die Situation wurde in einem vernichtenden Bericht von Oxfam zusammengefasst:

«Der Mangel an medizinischer Innovation ist ein globales Problem, das eine erhebliche Aufstockung der Ressourcen erfordert, die in effektiver und koordinierter Weise eingesetzt werden müssen. Das derzeitige System der Forschung und Entwicklung nutzt die in allen Ländern verfügbaren Kapazitäten, Fähigkeiten und Ressourcen nicht ausreichend aus. Die Bemühungen um eine Verbesserung der Forschung und Entwicklung in den Entwicklungsländern sind zersplittert, nicht nachhaltig und werden wahrscheinlich nicht zu gross angelegten Veränderungen führen.»

Trotz der Beschwerden von Oxfam und der IGWG kann man die Regeln des Kapitalismus nicht ändern, indem man an die bessere Natur der Kapitalisten appelliert. Wenn es keinen profitablen Markt gibt, werden sie nicht investieren. Die von ihnen vorgeschlagenen Reformen würden einen grundlegenden Bruch mit dem gegenwärtigen System erfordern. Natürlich würde die Forschung über lebensrettende Behandlungen für Krankheiten, die die Entwicklungsländer heimsuchen, auch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Impfstoffen und Behandlungen in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern haben. Aber das Marktsystem denkt nur an den unmittelbaren Ertrag. Menschenleben sind geringfügige Summen.

Krankheiten dienen auch dazu, die arme Welt arm zu halten. Die HIV/AIDS-Krise (deren Ursprünge in der Übertragung von Primaten auf den Menschen durch den illegalen Buschfleischmarkt liegen, auf den verzweifelte Bevölkerungsgruppen nach aufeinanderfolgenden Hungersnöten zurückgriffen) hat die Entwicklungsländer in den 1980er und 1990er Jahren wie eine Sense durchschlagen. Als Folge dieser Pandemie sind heute bis zu 121 Millionen Menschen weniger am Leben.[50] Die Weltbank schätzte 1991, dass HIV/AIDS mehr als 4 Prozent des Gesundheitsbudgets von Tansania, 7 Prozent von Malawi, 9 Prozent von Ruanda, 10 Prozent von Burundi und 55 Prozent von Uganda ausmacht.[51] Darüber hinaus wurden die Epidemien in den armen Ländern Afrikas und Amerikas durch die Auswirkungen von Kriegen und Staatsstreichen verschärft, die durch imperialistische Einmischung provoziert wurden und die ohnehin anfälligen Gesundheitsinfrastrukturen dieser Länder lahm legten.[52] Die beschämenden Versuche der Weltbank in den 1970er Jahren, arme Länder zu «drängen», mehr für Krankheitsprävention und Gesundheitsfürsorge auszugeben, wurden durch die Notwendigkeit, immense Schulden bei Einrichtungen wie dem IWF zu bedienen, eingeschränkt.[53] Der Imperialismus hat diesen Nationen den Ruin gebracht, nicht nur durch Kolonialismus, Ausbeutung und Krieg, sondern auch durch Krankheit. Jetzt sind sie praktisch schutzlos gegen Notfälle wie die COVID-19-Pandemie.

Umweltzerstörung und intensive Landwirtschaft: Die Aufzucht von Krankheiten

Während sein genauer Ursprung unklar ist, wird angenommen, dass COVID-19 Ende letzten Jahres in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei in China, vom Tier auf den Menschen übertragen und anschließend durch nationale und internationale Reisen während des chinesischen Neujahrsfestes verbreitet wurde.[54] Dies ähnelt den SARS-Ausbrüchen von 2003, die auf die Übertragung eines mutierten Coronavirus-Stammes auf einem Markt für lebende Tiere in der Provinz Guangdong zurückzuführen waren.[55] Keiner dieser Ausbrüche war ein «natürliches» Ereignis. Vielmehr waren sie die unvermeidliche Folge der räuberischen kapitalistischen Produktion, die einen fruchtbaren Boden für potenziell tödliche Krankheiten schafft, die in Tierpopulationen angebaut und auf den Menschen übertragen werden.

Die erhöhte Prävalenz von Pandemien in den letzten Jahren lässt sich teilweise durch die kapitalistische Umweltzerstörung erklären. Seit 1940 sind Hunderte von mikrobiellen Krankheitserregern auf neuem Gebiet aufgetreten: darunter HIV und Ebola in Afrika, Zika auf dem amerikanischen Kontinent und so weiter. Mehr als zwei Drittel davon stammen von Wildtieren und nicht von Haustieren.[56] Die Entwaldung durch Abholzung, Stadterweiterung, Straßenbau und Bergbau zerstört die Lebensräume wilder Arten und erhöht ihren Kontakt mit menschlichen Siedlungen, was mehr Möglichkeiten für Mikroben bietet in unsere Körper zu «überlaufen». Der in Scientific American interviewte Krankheitsökologe Thomas Gillespie erklärte: «Ich bin überhaupt nicht überrascht über den Ausbruch des Coronavirus. Die meisten Krankheitserreger [im Körper von Wildtieren] müssen noch entdeckt werden. Wir stehen an der Spitze des Eisbergs».[57]

Die Ebola-Ausbrüche im Jahr 2017 zum Beispiel stammen von Fledermausarten, die aufgrund der Abholzung gezwungen waren, in Bäumen in landwirtschaftlichen Betrieben und Hinterhöfen zu schlafen. Diese Tiere werden durch wiederholten Kontakt zu Trägern von Virenstämmen, die von Tier zu Mensch übertragen werden können. Diese Viren können durch Bisse, Fäkalien oder durch den Verkauf als Nahrungsmittel auf informellen «wet markets» – wo Arten, die sich nie auf natürliche Weise begegnen würden, nebeneinander in Käfigen gehalten werden, weitergegeben werden.[58] Solche «wet-markets» sind eine wichtige Nahrungsquelle für arme Menschen in Asien und Afrika, doch laut Gillespie sind sie «ein perfekter Nährboden für die artenübergreifende Übertragung von Krankheitserregern. Wann immer man neuartige Interaktionen mit einer Reihe von Arten an einem Ort hat, sei es in einer natürlichen Umgebung wie einem Wald oder einem «wet market», kann es zu einem Spillover-Ereignis kommen».[59] Genau dies führte zu dem mutierten Coronavirus, das die SARS-Epidemie verursachte, und möglicherweise zur Entstehung von COVID-19.[60] Eine Hypothese lautet, dass das Virus von einer Fledermaus oder einem Schuppentier auf einem «wet market» zu seinem ersten menschlichen Opfer, einem 55-jährigen Mann, übertragen wurde.[61]

Dies ist jedoch nur ein Szenario, in dem gefährliche Krankheitserreger von Tieren ausgehen können. In Massentierhaltungsfarmen werden Hunderttausende auf engstem Raum zusammengepfercht, was eine ideale Umgebung für Mikroben schafft, die zu tödlichen Krankheitserregern werden können. Die Vogelgrippe zum Beispiel hat ihren Ursprung bei wildlebenden Wasservögeln. Aber wenn die Grippe die Hühnerfabriken erreicht, dann verwüstet sie die Population und mutiert schnell, um ansteckender zu werden. Dadurch entstand der gefürchtete H5N1-Stamm der Vogelgrippe, der Menschen infizieren und töten kann.[62] Darüber hinaus haben die Versuche, die Produktion bestimmter tierischer Produkte zu maximieren, zur weit verbreiteten Entstehung von Monokulturfarmen geführt – in denen nur eine Tierart aufgezogen wird. Dies schafft ein ideales Umfeld für die Entwicklung gefährlicher Viren.[63] Die Schweinegrippe hat ihren Ursprung beispielsweise in Monokulturen von Schweinen – obwohl die Schweinehaltungsindustrie bei der WHO darauf drängte, die Schweinegrippe in ihren wissenschaftlichen Namen H1N1 umzubenennen, um die Aufmerksamkeit von ihrem Ursprung abzulenken.[64] Einige Wissenschaftler haben die Hypothese aufgestellt, dass Schweinemonokulturen sogar das neuartige Coronavirus gezüchtet haben könnten.[65]

Diese Probleme betreffen die Agrarindustrie in allen fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern, und die Lebensmittelproduktion in den USA und Europa hat als Ausgangspunkt für die H5N2- und H5Nx-Influenza gedient, die beide von den amerikanischen Gesundheitsbehörden heruntergespielt wurden.[66] Es ist jedoch kein Zufall, dass in den vergangenen Jahren eine Reihe von schweren Epidemien aus China kamen. Auch hier ist die kapitalistische Produktion schuld.

Die rasche Entwicklung der chinesischen Wirtschaft auf kapitalistischer Basis hat im Land ein epidemiologisches Kartenhaus entstehen lassen. Rob Wallace’s Buch «Big Farms Make Big Flu: Dispatches on Influenza», untersucht die Entstehung der Vogelgrippe in China. Er erklärt, wie das Land in den 1980er und 90er Jahren sein Agrargeschäft in Provinzen wie Guangdong modernisierte und konsolidierte, wo 1997 der erste H5N1-Fall verzeichnet wurde. Ausländische Unternehmen wie Charoen Pokphand (CP) wurden eingeladen, sich in Guangdong niederzulassen und vertikal integrierte Betriebe einzuführen, in denen die Tiere, ihr Futter und die Verarbeitungsanlagen von ein und demselben Unternehmen geliefert wurden. Dies führte zu einer Explosion der jährlich gezüchteten Enten und Hühner. Um die Marktnachfrage zu befriedigen und die Profite zu maximieren, wurden Intensivhaltungstechniken nach amerikanischem Vorbild (mit einer noch lockerer Regulierung) eingeführt. Die unüberwindliche Konkurrenz zerstörte die ländliche Agrarproduktion der Bauerngemeinschaften und führte zu einer massiven Binnenwanderung in Provinzen, wo CP sich niedergelassen hat.[67] Dadurch kamen riesige Geflügelmonokulturen in engen Kontakt mit dicht besiedelten menschlichen Siedlungen. Hubei ist mit einer Bevölkerung von 58,5 Millionen Tieren die sechstgrößte Geflügelprovinz Chinas.[68] Ganz gleich, wie COVID-19 entstanden ist, Hubei war immer eine tickende Zeitbombe für Krankheiten.

Die immense Wirtschaftskraft von Unternehmen wie CP (die inzwischen 600 Millionen der jährlich verkauften 2,2 Milliarden Hühner Chinas produzieren) führt zu einer enormen politischen Macht in Asien, die sich dann als nützlich erweist, wenn ihr Handeln zu Pandemien führt. So war die CP beispielsweise ein wichtiger Unterstützer des Telekommunikationsgiganten Thaksin Shinawatra – der thailändische Premierminister während der ersten Vogelgrippeepidemie des Landes – dessen Versprechen, das Land «wie ein Unternehmen» zu führen, massive Angriffe auf die Rechte der ArbeiterInnen und eine aggressive Liberalisierung der thailändischen Wirtschaft nach sich zog.[69] Als die Ausbrüche in Thailand begannen, spielte Shinawatra eine aktive Rolle bei der Blockierung der Bemühungen, die Ausbreitung der Vogelgrippe einzudämmen. Die Hühnerverarbeitungsbetriebe intensivierten ihre Produktion, wobei Gewerkschafter berichteten, dass in einem Betrieb täglich immer noch zwischen 90.000 und 130.000 Hühner produziert wurden, obwohl die Hühner offensichtlich krank waren.[70] Shinawatra und seine Minister gingen ins Fernsehen und aßen Hühner, um ihr Vertrauen zu zeigen; aber hinter den Kulissen kollaborierten CP und andere große Agrarunternehmen mit der Regierung, um vertraglich gebundene Landwirte zu bezahlen, damit sie über ihre infizierten Herden schweigen. Im Gegenzug versorgte die Regierung insgeheim Großbauern mit Impfstoffen, während ärmere Landwirte im Dunkeln gelassen wurden: Sie setzten die ärmeren Landwirte und deren Tiere dem Risiko einer Infektion aus.[71] Als Japan während der Krise Geflügel aus China verbot, haben die thailändischen Fabriken der CP die Flaute aufgefangen. So konnte das Unternehmen noch größere Gewinne, und dies aus einer weitgehend selbst verursachten Epidemie, erzielen![72]

Eine weitere langfristige Bedrohung, die von der intensiven Landwirtschaft ausgeht (auf die ich später noch zurückkommen werde), ist die Kultivierung von antibiotikaresistenten Mikroben. Kurz nachdem die Entdeckung von Antibiotika die medizinische Wissenschaft revolutioniert hatte, wurde entdeckt, dass kostspielige Nutztiere länger lebten, wenn sie mit Antibiotika dosiert wurden. Leider üben die Tiere, die diesen Behandlungen unterzogen werden, mehr als doppelt so viel Selektionsdruck auf die Bakterienpopulationen aus, so dass diese sich entwickeln und resistent werden. Das verschärft ein bereits bestehendes und sehr ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit.[73]

Kurz gesagt, der massive Druck, den die kapitalistische Produktion auf Tiere und Umwelt ausübt, hat zu einem sehr gefährlichen Szenario beigetragen, in dem sich die vom Menschen übertragbaren Krankheitserreger entwickeln und sich beschleunigt ausbreiten. Es erinnert an die Worte von Engels, der in Dialektik der Natur schrieb:

«Lasst uns nicht… uns wegen der menschlichen Siege über die Natur zu sehr schmeicheln. Für jeden solchen Sieg rächt sich die Natur an uns. Jeder Sieg bringt zwar in erster Linie die Ergebnisse, die wir erwartet haben, aber an zweiter und dritter Stelle hat er ganz andere, unvorhergesehene Auswirkungen, die den ersten nur zu oft zunichte machen…»[74]

Nirgendwo ist diese Beobachtung wahrer als bei den Krankheitserregern, die aus Fabrikfarmen stammen. Die hier skizzierten Probleme müssen bei einer effizienten Nahrungsmittelproduktion aber nicht zwingend zum Vorschein kommen. Die Probleme stammen vielmehr aus intensiven, vor allem auf Gewinnmaximierung ausgerichteten landwirtschaftlichen Techniken, die für die Tiere, die wir essen, sehr grausam und für die öffentliche Gesundheit potenziell katastrophal sind. Es gibt keinen Grund dafür, dass Monokulturen von Tieren, die mit Antibiotika dosiert werden, Seite an Seite in höllische Fabriken gepfercht werden müssen und zu Brutstätten für Krankheiten werden. In einer rationalen Planwirtschaft könnten all diese Prozesse so effizient, human und sicher wie möglich gestaltet werden, ohne die Profitgier der Kapitalisten befriedigen zu müssen.

«Ausbrüche sind unvermeidlich, Pandemien schon»

1994 schrieb die Pulitzer-Preisgewinnerin Laurie Garret The Coming Plague: Newly Emerging Diseases in a World Out of Balance (Die kommenden Plagen: Neue Krankheiten in einer gefährdeten Welt), 2001 folgte Betrayal of Trust: The Collapse of Global Public Health (Vertrauensverrat: Der Kollaps der globalen öffentlichen Gesundheit). In diesen beiden Büchern erklärt sie, dass «die Störung der globalen Umwelt durch den Menschen in Verbindung mit Verhaltensweisen, welche Mikroben leicht zwischen Menschen und von Tieren auf Menschen übertragen, einen globalen Anstieg von Epidemien, ja sogar eine enorme Pandemie garantierten. [Diese] Ausbrüche wurden durch mangelhafte Gesundheitssysteme, menschliches Verhalten und den völligen Mangel an konsequenter politischer und finanzieller Unterstützung für Massnahmen zur Krankheitsbekämpfung überall auf der Welt begünstigt.»[75] Auch wenn sie es nicht so formulierte, waren diese Bücher eine vernichtende Anklage gegen den Kapitalismus und seine ätzenden Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit. Garretts Warnungen wurden in einem Bericht des Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) aus dem Jahr 2018 bestätigt, der davor warnte, dass «eine sehr reale Gefahr einer sich schnell entwickelnden, hochgradig tödlichen Pandemie eines Atemwegserregers besteht, die 50 bis 80 Millionen Menschen tötet und fast 5% der Weltwirtschaft auslöscht».[76]

Der Bericht geht weiter: «Zwischen 2011 und 2018 verfolgte die WHO 1.483 epidemische Ereignisse in 172 Ländern. Epidemieanfällige Krankheiten wie Grippe, schweres akutes respiratorisches Syndrom (SARS), respiratorisches Syndrom des Nahen Ostens (MERS), Ebola, Zika, Pest, Gelbfieber und andere sind Vorboten einer neuen Ära hochgradiger, potenziell sich schnell ausbreitender Ausbrüche, die immer häufiger entdeckt werden und immer schwieriger zu bewältigen sind […] Jedes Land ohne medizinische Grundversorgung, öffentliche Gesundheitsdienste, Gesundheitsinfrastruktur und wirksame Mechanismen zur Infektionskontrolle sieht sich den grössten Verlusten ausgesetzt, darunter Tod, Vertreibung und wirtschaftliche Verwüstung.»[77]

In anderen Worten ist die aktuelle COVID-19 Krise, aus den Gründen die ich aufgeführt habe, Teil einer neuen Ära, in der Pandemien immer häufiger werden. Die Welt ist hierauf nicht vorbereitet und die ärmsten Länder werden am meisten leiden. Abgesehen vom Auftauchen neuer Krankheitserreger gibt es noch andere Bedrohungen am Horizont, darunter antibiotikaresistente Mikrobenstämme wie Streptokokken und Staphylokokken, die in Krankenhäusern der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder aufgrund einer übermäßigen Verwendung von den in der Nachkriegszeit entwickelten Antibiotika kultiviert werden.[78] Krankheiten des 19. und 20. Jahrhunderts wie Tuberkulose kehren zurück und treffen ärmere Gemeinden wie Harlem in New York City besonders hart – und sie entwickeln Antibiotikaresistenz.[79] In den 1990er Jahren sagte eine Prognose der University of California voraus, dass die Welt bis 2070 alle antimikrobiellen Arzneimitteloptionen ausgeschöpft haben würde, da Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze eine vollständige Resistenz gegen das menschliche Arzneimittelarsenal entwickelt hätten.[80] Dieses apokalyptische Szenario könnte verhindert werden, indem mehr in Forschung und Entwicklung für Impfungen und alternative Behandlungsmethoden investiert werden würde. Aber wie bereits erklärt wurde, ist das kein profitabler Weg für Big Pharma.

In Bezug auf den oben erwähnten GPMB-Bericht war Garrett skeptisch, ob dessen Vorschläge (die darauf hinauslaufen, bei Regierungen und der Privatwirtschaft Lobbyarbeit zu betreiben, um effektiver bei der Finanzierung und Forschung zusammenzuarbeiten) überhaupt etwas bewirken würden. Sie schreibt: «Ohne die Bemühungen des GPMB schmälern zu wollen, muss ich leider sagen, dass diese Kernbotschaft schon viele Male von den Dachsparren geschrien wurde, mit wenig erkennbaren Auswirkungen auf taube politische Führer, Finanzunternehmen oder multinationale Institutionen. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es dieses Mal anders sein wird.»[81]

In der Tat, auf einer kapitalistischen Grundlage ist es unwahrscheinlich, dass sich die Situation verbessern wird. Diese Krankheiten sind vom System selbst heraufbeschworen worden, und die Lebensmuster moderner kapitalistischer Gesellschaften schaffen ideale Bedingungen für ihre Ausbreitung. Die Urbanisierung hat die überwiegende Mehrheit der 8 Milliarden Menschen auf der Erde in dichte Bevölkerungsgruppen konzentriert, in denen Krankheiten grassieren können. Und die dramatische Zunahme des weltweiten Personen- und Warenverkehrs (erleichtert durch den modernen Transport und verschärft durch Krieg und Klimawandel) schafft Kanäle für die Ausbreitung von Mikroben auf dem ganzen Planeten. Es dauerte lediglich ein paar Tage, bis sich COVID-19 vom einen Ende der Welt bis zum anderen erstreckte. Solch ein globales Problem verlangt nach einer internationalen Lösung. Aber, wie beschrieben, verhindert der Antagonismus zwischen verschiedenen kapitalistischen Nationen, das Recht auf Privateigentum der grossen Pharmaunternehmen, und die profitorientierte Produktionsweise eine koordinierte Reaktion, die zur Bekämpfung von Pandemien notwendig ist.

Während des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegszeit herrschte in Bezug auf die öffentliche Gesundheit großer Optimismus. Verbesserte Wohnverhältnisse und sanitäre Einrichtungen sowie die Entdeckung von Antibiotika führten zu einem starken Anstieg der Lebenserwartung.[82] Im Vereinigten Königreich kehrte die ArbeiterInnenklasse aus einem siegreichen Krieg zurück und verlangte Reformen, zu denen auch der National Health Service gehörte: die kostenlose Bereitstellung komplexer medizinischer Hilfe. 1995 reduzierte der Polio-Impfstoff von Dr. Jonas Salk erfolgreich die Zahl der Krankheitsfälle in Westeuropa und Nordamerika von 76.000 im Jahr 1955 auf 1.000 im Jahr 1967. 1978 berief die WHO ein Treffen von Gesundheitsministern aus über 130 Nationen in Alma-Ata in der UdSSR ein und gab ein Dokument heraus («the Declaration of Alma-Ata»), das dazu aufrief, «bis zum Jahr 2000 ein Gesundheitsniveau zu erreichen, das es allen Völkern der Welt erlaubt, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen», und in dem Gesundheit als «ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen» und als «ein grundlegendes Menschenrecht» definiert wird.[83] Doch heute, weit entfernt von einem Menschenrecht, wird Millionen von Menschen eine anständige und bezahlbare Gesundheitsversorgung verwehrt. Inzwischen haben Jahre der Unterinvestition und Privatisierung die Fortschritte in der medizinischen Forschung fast zum Stillstand gebracht, und die demokratischen Errungenschaften der Nachkriegszeit wurden beschnitten. Die herrschende Klasse begegnet dieser Krise mit einem malthusianischen Zynismus, der sich darin ausdrückt, «die positiven Effekte» des COVID-19 in Betracht zu ziehen, indem «unproduktive» Schichten der Gesellschaft beseitigt werden.[84]

Die Sparmaßnahmen nach der Wirtschaftskrise von 2008 haben die öffentliche Gesundheit stark beeinträchtigt. Die Folgen davon werden nun durch den neuen Coronavirus-Ausbruch rücksichtslos aufgedeckt.[85] Überall verunmöglicht der Mangel an (privat hergestellten) Testkits, genaue Daten über das Ausmaß der Pandemie zu sammeln. Die Betten sind kritisch knapp. Pensionierte ArbeiterInnen des Gesundheitswesens werden wieder in den Dienst gestellt. Länder wie Großbritannien haben das Risiko, das von dem Virus ausgeht, zunächst heruntergespielt, bevor sie um 180 Grad kehrten und einen Lockdown verhängten. Die frühe Rede von «Abschwächung» und «Abflachung der Kurve» statt Eindämmung diente zum Teil dazu, eine Unterbrechung des Geschäftsbetriebs zu vermeiden, aber auch, weil das Gesundheitswesen die Last eines Ausbruchs, der angeblich bis 2021 dauern und 8 Millionen Menschen ins Krankenhaus bringen könnte, nicht tragen kann.[86] Unterdessen haben die Dezentralisierung und die sukzessiven Kürzungen des italienischen Gesundheitssystems in den letzten 30 Jahren in einem der am schlimmsten betroffenen Länder zu einem erheblichen Mangel nicht nur an Beatmungsgeräten und Betten, sondern sogar an Gesichtsmasken und Hände-Desinfektionsmitteln geführt.[87] Überlastete italienische Krankenhäuser haben keine andere Wahl, als nach Alter zu bestimmen wer lebt oder stirbt. Das Gesundheitspersonal ist völlig überfordert. Bilder von italienischen Krankenschwestern, die vor Erschöpfung ohnmächtig geworden sind, zeugen von dem schrecklichen Zustand der Dinge.[88] Darüber hinaus weigern sich die Bosse in einem Land nach dem anderen, angemessene Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen oder die Produktion einzustellen, bis sie durch Streiks dazu gezwungen werden. Und selbst dort, wo bürgerliche Regierungen zugestimmt haben, die Löhne zu übernehmen und bestimmte Sektoren in Besitz zu nehmen, um das kapitalistische System zu retten, wird von der ArbeiterInnenklasse unweigerlich erwartet, dass sie die Rechnung bezahlt, wenn sich der Staub gelegt hat. Der Kapitalismus hat nicht nur neue Ausbrüche wahrscheinlicher gemacht, sondern auch die öffentliche Gesundheit so stark ausgebeutet, dass er nicht mehr in der Lage ist, mit ihnen fertig zu werden.

Wie der Epidemiologe Larry Brilliant, der den Kampf gegen die Pocken leitete, einmal sagte: «Ausbrüche sind unvermeidlich, aber Pandemien sind optional»[89]. Nichts von all dem muss geschehen. In einer Planwirtschaft würde der ganze Einfallsreichtum der Menschheit auf die Entwicklung von Impfstoffen für die größten tödlichen Krankheiten gerichtet sein. Massenimpfprogramme würden in jedem Land der Erde frei durchgeführt werden – und Krankheiten wie Ebola ausrotten, genau wie wir es mit den Pocken getan haben. Die Umweltkrisen und intensiven Landwirtschaftstechniken, die Brutstätten für Krankheitserreger schaffen, könnten durch eine im Einklang mit der Natur geplante Produktion ersetzt werden, bei der das Wohlergehen von Mensch und Tier Vorrang vor dem Profit hat. Jeder neue Virenausbruch könnte mit einer konzentrierten, globalen Reaktion beantwortet werden, um zu verhindern, dass er das Niveau einer Pandemie erreicht. Alle Forschungsarbeiten und Ressourcen für die Behandlung von infizierten Fällen könnten gemeinsam genutzt und je nach Bedarf eingesetzt werden. Anstatt privaten Pharmaunternehmen massiv Geld hinterher zuwerfen, würden ihre immensen Betriebe enteignet und auf demokratischer Basis verwaltet, um Impfstoffe und Antigene nach Bedarf herzustellen. Anstatt Millionen öffentlicher Gelder für die Beschaffung von Krankenhausbetten zu verschwenden, könnten diese einfach beschlagnahmt werden. Zur Bewältigung des Notfalls könnten Test- und Quarantäne-Einrichtungen errichtet werden. Und anstelle von antagonistischen kapitalistischen Ländern, die um die Hortung von Ressourcen um die Wette rennen – und danach streben, die Wirtschaft auf Kosten der öffentlichen Gesundheit profitabel zu halten – könnten föderierte sozialistische Länder eine einheitliche Front gegen Epidemien bilden. Die nicht lebensnotwendige Produktion könnte gestoppt und bei Bedarf könnten soziale Distanzierungsmaßnahmen durchgeführt werden, ohne dass dies Auswirkungen auf die Löhne hätte. Und die Logistik könnte so geplant werden, sicherzustellen, dass die Regale gefüllt sind und die Grundbedürfnisse befriedigt werden. Sodass niemand das Bedürfnis verspürt, Wesentliches zu horten. Die moderne Medizin stellt einen phänomenalen Sieg der menschlichen Gesellschaft über die Natur dar. Zumindest in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern hat sie unsere Lebenserwartung verdoppelt und unsere Lebensqualität massiv verbessert. Eine moderne Gesellschaft, die ihrer Bevölkerung keine gute Gesundheit und keinen Schutz vor vermeidbaren Pandemien garantieren kann, kann nicht als zivilisiert betrachtet werden. Wo die Kapitalisten und ihre politischen Kumpane auf Notfälle im Bereich der öffentlichen Gesundheit reagieren, indem sie die Achseln zucken und die Massen informieren: «Eure Lieben werden sterben»[90], würde eine sozialistische Gesellschaft die Menschheit mit den Waffen ausstatten, die sie im Kampf gegen Krankheiten braucht. Die gefühllose, ungeschickte Reaktion der kapitalistischen Regierungen auf die COVID-19-Pandemie und die daraus resultierenden sozialen Auswirkungen werden einen Sprung nach vorn im Bewusstsein der Massen provozieren. In Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, den USA, Kanada und anderswo gab es bereits spontane Streiks gegen Versuche der Bosse, die Arbeiterinnen und Arbeiter zu zwingen, sich zwischen dem Risiko einer Ansteckung an ihrem Arbeitsplatz oder dem Verlust des Lohns zu entscheiden. Dies ist nur ein Vorbote dessen, was noch kommen wird. Wir treten in eine neue Epoche des dramatischen Kampfes gegen ein todkrankes System ein.

[1] https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business

[2] Ibid

[3] https://www.theatlantic.com/health/archive/2020/02/covid-vaccine/607000/

[4] https://www.researchgate.net/publication/321462556_Pharma’s_broken_business_model_An_industry_on_the_brink_of_terminal_decline_Comment

[5] https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business

[6] http://www.virology.ws/2020/03/11/sars-cov-2-the-vaccine-landscape/

[7] https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business

[8] Ibid

[9] Ibid

[10] https://www.healthcarefinancenews.com/news/investment-medical-and-health-rd-not-keeping-needs-nation-report-finds

[11] Betrayal of Trust: The Collapse of Global Public Health, Laurie Garrett, 420

[12] https://www.washingtonpost.com/business/economy/turing-reneges-on-drug-price-cut-rivals-version-sells-well/2015/11/25/d2c22bd8-93cd-11e5-b5e4-279b4501e8a6_story.html

[13] https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/

[14] Ibid

[15] https://pharmaceuticalcommerce.com/business-and-finance/global-pharma-spending-will-hit-1-5-trillion-in-2023-says-iqvia/

[16] Garret, 409.

[17] https://www.theguardian.com/commentisfree/2020/mar/04/market-coronavirus-vaccine-us-health-virus-pharmaceutical-business

[18] https://www.forbes.com/sites/stanfleming/2018/09/06/why-experts-cant-fix-pharmas-innovation-crisis-part-1-and-what-to-do-about-it-part-2/#7a34f86116fe

[19] https://www.researchamerica.org/sites/default/files/Policy_Advocacy/2013-2017InvestmentReportFall2018.pdf

[20] https://www.nytimes.com/2020/03/02/opinion/contributors/pharma-vaccines.html

[21] Komplette Liste der beteiligten Länder: Norwegen, Indien, Grossbritannien, Deutschland, Japan, Kanada, Äthiopien, Australien, Belgien, Dänemark und Finnland.

[22] Ibid

[23] https://www.nationalreview.com/news/coronavirus-outbreak-serbian-president-aleksandar-vucic-labels-european-solidarity-fairy-tale-says-only-china-can-assist-in-coronavirus-response/

[24] https://www.politico.eu/article/health-ministers-squabble-over-face-masks-at-coronavirus-talks/

[25] https://www.sheffield.ac.uk/news/nr/coronavirus-genomes-sequenced-sheffield-1.883916

[26] https://www.theguardian.com/us-news/2020/mar/15/trump-offers-large-sums-for-exclusive-access-to-coronavirus-vaccine

[27] https://apps.who.int/gpmb/assets/annual_report/GPMB_annualreport_2019.pdf

[28] Garrett, 8.

[29] https://fortune.com/2020/02/26/coronavirus-covid-19-cdc-budget-cuts-us-trump/

[30] https://www.theverge.com/2020/3/17/21184308/coronavirus-italy-medical-company-threatens-sue-3d-print-valves-treatments

[31] https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health

[32] https://www.pharmaceutical-technology.com/comment/parallel-export-covid-19/

[33] https://www.ft.com/content/b7a21a16-6a1f-11ea-800d-da70cff6e4d3?fbclid=IwAR17QAt70-dLt67GrwJ5l2YPOiyqHUDJbpHurevbyCPrybgc8atfnXtimqY

[34] https://morningstaronline.co.uk/article/cuban-drug-could-save-thousands-lives-coronavirus-pandemic

[35] https://www.theguardian.com/society/2015/jun/30/cuba-first-eliminate-mother-baby-hiv-transmission

[36] https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health

[37] https://www.aljazeera.com/news/2020/03/toll-rises-coronavirus-tightens-global-grip-live-updates-200315231500487.html

[38] https://www.reuters.com/article/us-health-coronavirus-palestinians-gaza/first-coronavirus-cases-confirmed-in-the-palestinian-gaza-strip-idUSKBN2190FA?il=0&utm_source=reddit.com&fbclid=IwAR0wWapPfpr_mdM08OBBiWhbiBB-dTE_d173dZ4JbMCulyJreWUfaDAfpRM

[39] Ibid

[40] Ibid

[41] Garrett, 422.

[42] Ibid, 423.

[43] Ibid, 423.

[44] https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health

[45] Ibid

[46] Ibid

[47] Ibid

[48] Ibid

[49] The Coming Plague: Newly Emerging Diseases in a World out of Balance, Garrett, 232

[50] Ibid, 661.

[51] Ibid, 659.

[52] Ibid, 86.

[53] https://www.oxfam.org/en/research/ending-rd-crisis-public-health

[54] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30374-3/fulltext

[55] Ibid

[56] https://www.thenation.com/article/environment/coronavirus-habitat-loss/

[57] https://www.scientificamerican.com/article/destroyed-habitat-creates-the-perfect-conditions-for-coronavirus-to-emerge/?

[58] Ibid

[59] https://www.scientificamerican.com/article/destroyed-habitat-creates-the-perfect-conditions-for-coronavirus-to-emerge/?

[60] Ibid

[61] https://www.nytimes.com/2020/03/05/opinion/coronavirus-china-pangolins.html

[62] ig Farms Make Big Flu: Dispatches on Influenza, Agribusiness, and the Nature of Science, Rob Wallace, 32

[63] Ibid, 56.

[64] Ibid, 38.

[65] https://climateandcapitalism.com/2020/01/29/coronavirus-a-deadly-result/

[66] Ibid

[67] Rob Wallace, 66.

[68] https://www.cnbc.com/2020/02/06/millions-of-chickens-at-risk-amid-china-lockdowns-due-to-coronavirus.html

[69] Wallace, 64.

[70] Ibid, 64.

[71] Ibid, 64.

[72] Ibid, 34.

[73] Garret, The Coming Plague, 594.

[74] Friedrich Engels, Dialectics of Nature, Chapter IX http://www.marxist.com/classics-dialectics-of-nature.htm

[75] https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/

[76] https://apps.who.int/gpmb/assets/annual_report/GPMB_annualreport_2019.pdf

[77] Ibid

[78] Garrett, The Coming Plague, 566

[79] Ibid, 382

[80] Garrett, Betrayal of Trust, 412

[81] https://foreignpolicy.com/2019/09/20/the-world-knows-an-apocalyptic-pandemic-is-coming/

[82] Garrett, The Coming Plague, 429

[83] Ibid, 290

[84]https://metro.co.uk/2020/03/11/telegraph-journalist-says-coronavirus-cull-elderly-benefit-economy-12383907/

[85] https://www.marxist.com/coronavirus-pandemic-opens-a-new-stage-in-world-history.htm

[86]https://www.theguardian.com/world/2020/mar/15/uk-coronavirus-crisis-to-last-until-spring-2021-and-could-see-79m-hospitalised

[87]http://www.cidrap.umn.edu/news-perspective/2020/03/doctors-covid-19-pushing-italian-icus-toward-collapse

[88]https://news.sky.com/story/coronavirus-bruised-by-face-masks-nurses-show-the-impact-of-fighting-the-pandemic-11955457

[89] https://news.harvard.edu/gazette/story/2014/12/epidemics-are-optional/

[90]https://www.thetimes.co.uk/article/10-000-already-infected-with-coronavirus-ministers-believe-2h578fkf9

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